Theater

Das Laienspiel in der alten Gemeinde Straß kann auf eine lange Tradition zurückblicken.

Bereits in den zwanziger Jahren wurde in Thundorf eine Theatergruppe aus der Taufe gehoben. Hauptinitiatoren und Organisatoren waren der Hinterauervater Hans Reiter sen. und Josef Reichenberger aus Thundorf gewesen. In mühevoller Kleinarbeit und uneigennützigem Einsatz wurde seinerzeit eine Bühne gebastelt, bemalt wurde sie von einem Teisendorfer. Die jungen Burschen und Dirndln wurden mobilisiert mitzumachen. Die dann entstandene Gruppe hatte sich damals als “Dienstbotenverein” bezeichnet. Zur Aufführung gelangten in den Anfangsjahren im Gasthaus in Thundorf z. B. “Die drei Eisheiligen” und “Das Stück vom Andreas Hofer”. Nach einigen Jahren wurde die Gruppe in “Dramatischer Verein” umbenannt worden. Dies dokumentiert ein Bild aus dem Jahre 1933.

Zu jener Zeit wurde einmal im Jahr ein Theaterstück zur Aufführung gebracht und von den zusammengesparten Eintrittsgeldern konnte im Jahre 1932 ein neuer Vorhang erworben werden, der bis jetzt erhalten geblieben ist. In dieser Zeit wurde die Gruppe von Lehrer Igl geleitet, der sich auch um die finanzielle Abwicklung gekümmert hat.

Nur unterbrochen durch die Kriegswirren setzte nach dem zweiten Weltkrieg die neu gegründete Katholische Jugend die Tradition des Theaterspielens in der Gemeinde Straß fort. Der seelsorgliche Betreuer der Gruppe, der Herz-Jesu-Missionar Pater Ludwig Mark, der den Thundorfer Pfarrer Josef Spießl in der Ausübung des Priesteramtes unterstützte, begeisterte die jungen Leute auch für das Theaterspiel.

Von 1947 bis 1953 wurden im Saal des Thundorfer Wirtshauses verschiedene Stücke aufgeführt, die bis heute unvergessen sind. Es wird erzählt, das bei der Aufführung des Einakters “Die Junggesellensteuer” Pater Mark über die gelungenen Darbietungen so herzhaft lachen musste, dass er sogar in Schwitzen kam und sein Hemd davon nass wurde.

Besondere Höhepunkte des Theaterspiels waren auch der Dreiakter “Der Gankerl von Berchtesgaden”, in dem Lois Habersetzer aus Winkeln die Hauptrolle spielte und 1949 als eines der letzten Stücke, das ebenfalls aus drei Akten bestehende Wildererdrama “Der Bayrische Hiasl”, in dem Max Poschner aus Niederstraß den Mathias Klostermayer spielte.

Ab 1950 spielte die Theatergruppe unter der Leitung von Hans Unterreiner und nannte sich “Theatergruppe Thundorf-Straß”.

Nach dem Bau eines Saales im Gasthaus Huber in Straß wurde im Herbst 1954 das erste Mal mit der alten Bühne aus Thundorf in Straß Theater gespielt.
Dreimal musste das Bühnenbild gewechselt werden. Für den letzten Akt musste die Freilandschaft wieder aufgebaut werden. Da dieser Umbau jedoch eine 3/4 Stunde dauerte, waren schon etliche Zuschauer nach Hause gegangen, da es bereits 23 Uhr war, als weitergespielt werden konnte.

Aufgrund dieses Vorkommnisses wurde bei den umliegenden Bauern Holz für eine neue Bühne gesammelt. Hans Unterreiner und Josef Eisl nahmen die Sache in die Hand, teilweise wurde das Holz von den Spielern selbst geschlagen. Als Ergebnis dieser Sammlung kamen 130,08 m³ Holz zusammen; der Preis lag bei 119,00 DM. Das trockene Holz lieferte Zimmermeister Hans Hasenöhrl, der die Bühne auch anfertigte. Bemalt wurde sie von Hans Auer aus Hammerau.

Von 1959 bis 1966 war Konrad Eisl der engagierte Leiter der Theatergruppe. Da es wie so oft, an weiblichen Spielern fehlte, hat die alte Theatergruppe mehrheitlich für eine Eingliederung der Gruppe in den Trachtenverein gestimmt. Seit dieser Zeit werden im Jahr zwei Theaterstücke gespielt. Nach Konrad Eisl hielt Max Eisl bis 1973 das Zepter in der Hand.

Im Herbst 1973 wurde Hans Waldhutter sen. Theaterleiter und blieb es 11 Jahre lang. Sein erstes Stück nach der Übernahme war “Der Regierungsvetter”.

In dieser Zeit war es hauptsächlich Anton Maier, der mit seinem Spiel die Zuschauer begeisterte und in über 50 Stücken Hauptrolle darstellte. Seine Mutter, Karoline Maier, hat über Jahrzehnte mit viel Gespür die Theaterstücke ausgewählt.

Wegen seiner Wahl zum 1. Bürgermeister der Gemeinde Ainring übergab Hans Waldhutter sen. 1984 die Leitung der Theatergruppe an Helga Pölzl, die vorher selbst als Darstellerin gerne auf der Bühne stand.

1985 konnte in Straß des 55jähringe Bestehen der Theatergruppe Thundorf-Straß gefeiert werden. Nach einem Gedenkgottesdienst in der St. Nikolauskirche in Straß, konnten im Rahmen des anschließenden Jubiläumsabends Gründungsmitglieder des früheren “Dienstbotenvereins” geehrt werden. Zur Erheiterung wurde ein Einakter zur Aufführung gebracht.
In seinem Grußwort hob Bürgermeister Hans Waldhutter neben dem schönen Brauch des Laienspiels besonders auch dessen gesellschaftlichen Wert hervor.

Bei Helga Pölzl war es die Gründung einer Familie, die sie veranlasste 1991 die Regieleitung an Hans Waldhutter jun. weiterzugeben. Trotzdem hält sie uns immer noch als Verantwortliche für die Schminke die Treue. Zudem war sie zuerst auch als Souffleuse im Einsatz, bis sie diese Aufgabe an Resi Plößl weitergab.

Neben den vielen lustigen Stücken, die in den letzten Jahren aufgeführt wurden, ist das ernste Stück “Der Gmoalump” erwähnenswert, das mit großem Erfolg zur Aufführung gelangte. Es gab wegen der großen Nachfrage eine zusätzliche Aufführung.

In den letzten Jahren waren es Albert Eder und Leni Baumgartner, die mit tragenden Rollen betraut wurden. die beiden stehen mittlerweile seit 35 Jahren auf der Bühne.

Neben der Freude am Spielen ist es aber auch der gute Zusammenhalt innerhalb der Gruppe, der alle Spieler mit Freude an das nächste Stück herangehen lässt. Leiter Albert Eder versteht es sehr gut, mit Ausflügen und Veranstaltungsbesuchen die Gruppe zusammenzuhalten. Neben dem sind es aber natürlich auch die vielen Proben und Lernstunden, die alle Beteiligten aufbringen um ein neues Stück erfolgreich aufführen zu können.

2005 kann die Theatergruppe auf ihre 75jährige Geschichte zurückblicken.
Leider ist von den Gründungsmitgliedern niemand mehr am leben. Der G.T.E.V. ” D’Mühltahler” Thundorf-Straß wird das Jubiläum mit einem Festabend würdigen und darauf bedacht sein, das das Laienspiel auch in Zukunft zu fördern, um den Erhalt und Fortbestand der Theatergruppe als kulturelles Gut zu sichern.

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